Salon Breite Gasse

Organisationen in der Vereinbarkeitsfalle – Nachlese zum virtuellen Frühstücks-Salon am 27.11.

In unserer aktuellsten Ausgabe unseres Frühstücks-Salons diskutieren wir das Thema von Vereinbarkeit in Zeiten von Corona. Wir freuen uns sehr, dass so viele dabei waren. Die Krise wirkt ja wie ein Vergrößerungsglas auf bestehende Herausforderungen, verschärft manches aber auch noch: Frauen schulterten/schultern einen großen Teil der unbezahlten Care-Arbeit mit Auswirkungen auf deren Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Karriereaussichten.

Nach einem Überblick zu Daten aus dem 1. Lockdown hörten wir auch noch eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Bereich der Organisationspsychologie aus Zeiten vor der Corona Krise. Hier ging es um die Frage, wie berufstätige Paare dem Thema Vereinbarkeit begegnen und für sich lösen. In dieser Studie kam klar heraus, dass eine klare Trennung von beruflicher und privater Sphäre den Stress reduziert bzw. im Falle des Falles eine gewisse Gelassenheit und Flexibilität gegenüber Änderungen im ursprünglichen Plan. In der aktuellen Situation ist gerade diese Trennung eine riesige Herausforderung bzw. auch manchmal unmöglich.

In den Kleingruppen diskutierten wir die Erfahrungen der letzten Monate und wagten einen Blick in die Zukunft: Wie werden Organisationen in Zukunft dem Thema begegnen? 

Gefunden haben wir dabei die folgenden Punkte:

  • Flexibilisierung der Arbeitszeiten wird als noch wichtiger als Home Office empfunden
  • Home Office Regelungen und Flexibilisierung sorgen für neue Konfliktlinien in Organisationen (Stichwort Fairness, wenn nicht alle Berufsgruppen im Home Office arbeiten können)
  • Von Führungskräften wird eine große Portion Vertrauen und Flexibilität verlangt
  • Es hängt stark von den einzelnen Führungskräften ab, ob die Möglichkeiten für eine verbesserte Vereinbarkeit von den Teammitgliedern auch in Anspruch genommen und nicht zu einem Karrierenachteil (meist für Frauen) werden
  • Gerade bei den weiblichen Führungskräften kommt es zu sehr hohen Belastungen mit entsprechenden Risiken

Wir waren uns einig, dass es hier in den Organisationen viel zu tun gibt und es auch entsprechende Unterstützung für Führungskräfte braucht.

Dazu möchten wir auch in einem anschließenden Salon am 4. März 2021 (wieder ab 8:30 bis max. 9:45) weiter mit Ihnen diskutieren und Best Practices austauschen. Mehr dazu veröffentliche ich hier in Kürze.

Hier geht es noch zu den Folien von heute: Frühstücks-Salon_Vereinbarkeit und Corona

Hier finden Sie noch die Folien zur Studie der Organisationspsychologinnen: VereinbarkeitsstrategienZV_MayerMayer

Die beiden Wissenschafterinnen untersuchten weiters, welche Copingstrategie unter Stress welche Wirkung hat: eine hohe Familienorientierung („family first“) verschlimmert den Arbeit-Familien-Konflikt. Flexibilität als Strategie hat unter Stress einen verbessernden Effekt auf den Arbeit-Familien-Konflikt.

Mehr zum Thema: 

  • Am 9. Dezember 2020 veranstaltet die WU Wien eine Veranstaltung zum Thema verantwortungsvolles Führen. https://www.wu.ac.at/wumatters/terminkalender/details/detail/responsible-leadership-during-the-coronavirus-crisis
  • Testlauf für eine App namens „swoliba“, die Mitarbeiter*innen unterstützt, im Homeoffice produktiv zu arbeiten und die eigene Erholung nicht zu vernachlässigen. Informationen erhalten Sie in diesem -> Video
    Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Angestelltenbetriebsrat des Internationalen Flughafens Wien und der Forschungsgruppe INSO (Industrial Software) der TU Wien durchgeführt. Die Studie wird von der Arbeiterkammer Niederösterreich im Rahmen des Projektfonds Arbeit 4.0 gefördert. In dieser App findet sich eine Vielzahl an wissenschaftlich fundierten Strategien für die Arbeit im Homeoffice, die selbstständig in den Alltag integriert werden können. Der Testlauf ist für Personen und ganze Organisation möglich; die Erhebung startet im Jänner 2021. Nähere Infos Maria Magdalena Mayer (mayer@tuwien.at).

 

 

 

 

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